»Die Reisezugwagenlage 1956/1957 – Teil 2
In einer kleinen Serie veröffentlichen wir Protokollausschnitte von Besprechungen der DB:
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Aus meinen früheren Berichten und aus eigener Erfahrung ist Ihnen bekannt, welche Folgen diese Tatsachen für den Betriebsmaschinen- und Werkstättendienst haben. Ich erinnere nur an die erhöhten Laufleistungen der Wagen, die z. Z. etwa das 2,5-fache von 1936 betragen, ferner an die erhöhte Ausnützung durch Überbesetzung und an die zu kurzen Wendezeiten. Ich habe deshalb bei jeder Gelegenheit darauf hingewiesen, wie nötig es ist, den Nachholbedarf und den zusätzlichen Bedarf infolge Verkehrsmehrung durch einen ausreichenden Wageneubau zu decken.
Wenn ich also die Quantitiät unserer Reisezugwagen als absolut unzureichend bezeichnen muß, so möchte ich doch die weitere Steigerung der Qualität des Wagenparks dankbar anerkennen. Schon jetzt werden die wichtigsten F- und D-Züge aus 26,4 m langen ümg-Wagen gebildet. Weitere Züge kommen ab Fahrplanwechsel am 2. 6. 1957 hinzu. Über 300 lange Wagen werden diesen Sommer schon in fahrplanmäßige Auslandskurse eingesetzt, obwohl die italienischen und französischen Staatsbahnen die Übernahme von B4ümg-Wagen in Regelkursen vorerst noch ablehnen, da ihnen 6 Plätze in der 2. Klasse nicht genügen. Schon von 1959 an können wahrscheinlich alle ganzjährig verkehrenden E- und D-Züge aus 4ümg-Wagen gebildet werden. Die noch vorhandenen 4ü-Stahlwagen der 22-m-Bauart sollen dann nur zur Bildung von Saison- und Sonder-Schnellzügen dienen. Alle hölzernen Schnellzugsitzwagen (z. Z. noch 230 Stück werden bis 1960 verschwunden sein. Die Aufpolsterung und Vollaufarbeitung der stählernen 22 m-Schnellzugwagen ist nahezu abgeschlossen.
Bis Ende dieses Jahres wird die Aufpolsterung der noch harten Eilzugwagen (4y) ebenfalls beendet. Die 1. Klasse-Wagen dieser Bauarten werden nach den Wünschen der Reisenden mit Seitengang ausgestattet. Allerdings soll in Kauf genommen werden, daß der Umbau der noch gut erhaltenen Mittelgangwagen mit 2 + 2 Sitzteilen in der 1. Klasse noch etwas hinausgezögert wird, obwohl diese engen Sitze an sich nur noch für 3yg-Wagen im Nahverkehr als annehmbar angesehen werden …
In kursiv die Anmerkungen/Ergänzungen der Redaktion zum Original
Zusammengefasst:
- hohe Abnutzung der Wagen durch zu hohe Belastung
- ab Juni 1957 fahren über 300 der 26,4-m-Wagen auch ins Ausland
- aber 26,4-m-Wagen der 2. Klasse dürfen nicht nach Frankreich oder Italien
- bis Ende 1957 sollen alle Eilzugwagen aufgepolstert sein
- Sitzteilung 2 + 2 in der 1. Wagenklasse wird bei Eilzugwagen noch geduldet
- hölzerne Schnellzugsitzwagengen werden bis 1960 ausgemustert
Die anderen Beiträge zur Beilage 5
- Die Reisezugwagenlage 1956/1957 – Teil 1
- Die Reisezugwagenlage 1956/1957 – Teil 3
- Die Reisezugwagenlage 1956/1957 – Teil 4
- Die Reisezugwagenlage 1956/1957 – Teil 5
Quelle
- Niederschrift über die „Besprechung über technischen Wagendienst und Wagenerhaltung“ vom 27. bis 29. Mai 1957 in Regensburg.