»Akku-Ladestelle in Heide (Holstein)
Zum Jahresende 1957 meldete „JW“ in den Hamburger Blättern, dass spätestens zum Sommerfahrplan 1958 die neue Ladestation für die ETA 150 in Heide fertig sein soll.
Sein Fazit: Wahrscheinlich wird es keinen Dampfbetrieb mehr zwischen Heide und Büsum einerseits und Heide und Neumünster andererseits geben.
Christian Verwold
In der Tat: Seit dem Frühjahr 1958 verfügte der Bahnhof Heide / Holstein über eine Ladestation für die Akkutriebwagen der Baureihe ETA 150. Das geht aus der „Übersicht über die bei der Deutschen Bundesbahn in Betrieb befindlichen Ladeanlagen für ETA-Wagen“ der Fa. VARTA GmbH Hagen hervor, die mir für die Jahre 1968 bis 1984 zugänglich ist.
Sogar bis kurz vor Ende der Husumer ETA-Einsätze im Jahre 1984 verfügte der Bahnhof Heide über vergleichsweise umfangreiche Lademöglichkeiten: In einem speziellen Gebäude auf dem damaligen Inselbahnsteig zwischen den Gleisen 1 und 101 untergebracht (in den alten Plänen als „Bahnsteig 2“ bezeichnet), waren seit den späten 1950-er Jahren zwei Gleichrichter mit entsprechender Lade-Infrastruktur in Betrieb: ein Silizium-Gleichrichter der Fa. AEG mit Thyristor-Steuerung (Baujahr 1958 / im Jahre 1973 überarbeitet) und ein bis zum Ende betriebener Quecksilber-Gleichrichter der Fa. BBC mit Gittersteuerung (Baujahr 1958). (Ursprünglich hatte es sich um zwei Hg-Gleichrichter gehandelt. Die später durch einen Si-Gleichrichter ersetzte Anlage 1 war im Februar 1958 in Betrieb genommen worden, die bis zum Ende betriebene Hg-Anlage 2 einen Monat später.) Beide Anlagen erreichten als Maximalstrom 600 Ampere und verfügten über eine 3-Stufen-Automatik mit Kennlinienneigung.
Zwischen den Gleisen 101 und 102 (nach der grundlegenden Überarbeitung des Heider GleisSetups Anfang bis Mitte der 2010-er Jahre: Gleise 4 und 5) sowie 103 und 104 (beide sind heute zurückgebaut) befand sich jeweils ein durch die Si-Anlage versorgter Ladepfosten. Der Hg-Gleichrichter dagegen war für die beiden am Stummelgleis 51 befindlichen Pfosten zuständig. An diesem Gleis abgestellte ETA konnten also von beiden Fahrzeugenden her an die Ladung gelegt werden.
Ein auf April 1984 datierter handschriftlicher Vermerk in der letzten Gleichrichter-Übersicht der VARTA aus dem Jahre 1983 lässt auf das Ende der ETA-Ladestelle Heide schließen: „Laut Bericht BZA München, Gleichrichter Ersatzteilspender bzw. Heider Hg-Gleichrichter wurde verschrottet.“ (Die bislang vom Bw Husum zwischen Heide und Büsum bzw. Neumünster eingesetzten Akkutriebwagen wurden am 28. Mai 1983 nach Hildesheim abgegeben. Die endgültige Auflösung des Husumer ETA-Bestands erfolgte zum Juni 1984.)
Zwei Funfacts am Rande: Nicht nur wird das Heider Gleis 5 (ehemals 102) bis heute von denselben stählernen Y-Schwellen getragen wie vor 40 Jahren (!), auch die neue „Lade-Insel“ für die Akkutriebwagen des 21. Jahrhunderts wird an exakt derselben Stelle errichtet wie damals: Um den künftig auf der Büsumer Strecke und bis nach Neumünster verkehrenden Akkutriebwagen der neuesten Generation eine Lademöglichkeit mittels Stromabnehmer zu verschaffen, werden aktuell (im März 2023) die Gleise 4 und 5 mit Oberleitungsdraht überspannt. Die Geschichte wiederholt sich …