»Die Reisezugwagenlage 1956/1957 – Teil 5
In einer kleinen Serie veröffentlichen wir Protokollausschnitte von Besprechungen der DB:
Zusammenfassung vom vierten Teil des Berichts zur Reisezugwagenlage:
- Überbestand an A- und AB-Wagen
- Umbeheimatungswelle bei Drehgestellwagen
- nur noch 3yge-Wagen-Herstellung – Lieferung an „elektrische“ Heimatbahnhöfe
…
- Es liegt eine ganze Reihe von Wünschen auf weitere Einrichtung von Wendezugbetrieben vor. In nächster Zeit werden die letzten BPw4ymgf-Wagen, die noch im Fernverkehr stecken, mit Steuereinrichtungen ausgerüstet. Sie können jedoch erst dann für Wendezugbetriebe freigegeben werden, wenn im Fernverkehr Ersatz für sie vorhanden ist. Es handelt sich um etwa 30 Wagen, die schon für vordringlich einzurichtende Wendezugbetriebe festgelegt sind. Alle weiteren Wünsche müssen zurückgestellt werden, bis das Nahverkehrs-Wagenprogramm angelaufen ist.
- In der letzten Zeit ist häufig über gewisse Mängel in der Beschilderung der Wagen geklagt worden. Die Laufschilder haben teilweise falsche oder durch Verschmutzung unleserliche Beschriftung. Das Hw hat vor einigen Tagen eine Verfügung herausgegeben, in der um Abhilfe gebeten wird. Außerdem hat das Hw dem BZA Minden vorgeschlagen, in allen 26,4 m Neubauwagen die Laufschilder in den unteren Fensterhälften am Ende der Wagen so anzubringen, daß sie von innen ausgewechselt und beleuchtet werden können.
- Nach dem Anhang 3 zu den PWV ist die feste Einteilung in Raucher- und Nichttraucher-Abteile geregelt. Es wird jedoch immer wieder beobachtet, daß die R- und N-Beschilderung nicht dem Anhang 3 entspricht. Das ist wohl darauf zurückzuführen, daß die Umstellbarkeit der Schilder mit Vierkant und Schraubenzieher oder sogar Taschenmesser noch möglich ist. Nach einer Verfügung des BZA sollte dies durch geeignete technische Maßnahmen verhindert werden. Ich darf bitten, hierauf mehr als bisher zu achten.
- Die Sauberkeit in den 1. Klasse-Abteilen der AB4ymg-Wagen läßt teilweise sehr zu wünschen übrig. Die Polster sind vielfach stark abgenutzt und speckig. Oft wird es möglich sein, sie in Überplanarbeit bei einer Aufarbeitung nach R3 oder auch in einem Sonderprogramm zu erneuern.
- Zum Schluß möchte ich noch auf das Schreiben des Hw vom 10. 4. 1957 betr. Bezeichnung der Reisezugwagen hinweisen. Es gibt weder für LS-Züge besondere LS-Wagen, noch für D-Züge besondere D-Zugwagen. F- und D-Züge einschließlich LS-Züge werden aus Schnellzugwagen (4ü) gebildet. Für Eilzüge sind Eilzugwagen (4y) vorgesehen. Als Personenzugwagen zählen alle 2- und 3-achsigen Wagen.
Zusammengefasst:
- Ausweitung des Wendezugbetriebes
Die anderen Beiträge zur Beilage 5
- Die Reisezugwagenlage 1956/1957 – Teil 1
- Die Reisezugwagenlage 1956/1957 – Teil 2
- Die Reisezugwagenlage 1956/1957 – Teil 3
- Die Reisezugwagenlage 1956/1957 – Teil 4
Quelle
- Niederschrift über die „Besprechung über technischen Wagendienst und Wagenerhaltung“ vom 27. bis 29. Mai 1957 in Regensburg.
Dieter Leyendecker
Zu dieser Zeit war ich Lehrling (Auszubildender) in einem internationalen Reisebüro in Köln und habe mich darüberhinaus intensiv für die „Organisation“ Deutsche Bundesbahn interessiert.
Wenn ich dann heute (im Jahr 2019!) die obenstehenden Abschnitte e. und g. lese, dann hat sich von der damaligen BEHÖRDE – die noch mit den Nachwirkungen des Krieges zurechtkommen musste – hin zur heutigen Deutsche Bahn AG auch nach ÜBER 60 JAHREN (!) nichts und garnichts geändert.
Damals (wie heute?) war das Motto „Das machen wir schon immer (seit 150 Jahren) so!“
Dieter Leyendecker